Schon wieder die beiden Stars aus Kanada auf der Titelseite!?!
Anlässlich von Toris erstem Schultag hat Granny diese Frisur für sie kreiert. Hannah wollte natürlich das gleiche.
Also liebe Leute, ich sage euch, manchmal ist es richtig stressig hier in diesem Kanada!
Drainage verlegen kann ich ja. Die Fundamente für das Gartenhäuschen neu richten, kann ich auch. Aber den Mädchen in Englisch vorlesen kann ich nicht. Meistens macht das ja auch die Granny, aber manchmal muss halt der Opa ran. Tori, die Fünfjährige will das so, nur um mich dann ständig zu verbessern, weil sie den Text auswendig kennt und meine Aussprache eine Katastrophe ist. ;-( Aller paar Minuten funkt dann Hannah dazwischen. Die Dreijährige hat sich schon wieder ein neues Kleid aus ihrer riesigen Kollektion übergezogen, dreht sich vor mir im Kreise und schreit andauernd „me pretty“, „me pretty“, „me pretty“.
Manchmal krieg ich mit Tori eine Diskussion über das, was ich vorlese. Dass ein Drachen Brokkoli isst, damit seine Haut reiner wird, ist in meinen Augen Schwachsinn. Als ich ihr das sage, schaut sie mich zuerst zweifelnd dann empört an, weil es ja schließlich so im Buch steht. Als ich dann auf Deutsch hinzufüge: „Ein Drache frisst Fleisch.“, handle ich mir doch tatsächlich noch eine Rüge meiner Frau ein, dass es „essen“ und nicht „fressen“ heißt. Ich erinnere mich meiner diplomatischen Fähigkeiten und beende die Diskussion mit dem Satz: „Gut, dass wir Englisch reden, denn da gibt es ja nur das eine Wort „eat“.
Wir finden, dass Kanada das schönste Land der Welt ist und die kanadische Flagge die schönste Fahne der Welt. Das Exemplar auf diesem Bild ist auf jeden Fall das orginellste. Marjorie hat ein wunderschönes Ahornblatt gefunden, Hannah ein Bild dazu gemalt, das Blatt in die Mitte geklebt – und fertig war die Fahne.
Heute war ein ganz besonderer Tag. Tori ist zum ersten Mal frei, ohne Stützräder Fahrrad gefahren.
So langsam geht unsere Zeit in Kanada zu Ende. Heute war der erste kalte Tag. Die Kanadagänse haben wir schon gehört, aber noch keine Formationsflüge gesehen. Sie sagen hier, dass es einen frühen und kalten Winter geben wird. Beim Abendessen hat unser Sohn den Mädels schon mal vorsichtig zu erklären versucht, dass Granny und Opa demnächst nach Hause gehen. Das „NO“ der Dreijährigen war laut und kategorisch wie immer. Ob es helfen wird? Eher nicht. Der Rückflug ist gebucht. 🙁
Wir sind Granny and Opa, Marjorie und Jörg, der Deutsche und die Kanadierin. Wir sind Vagabunden wider Willen, Spezialisten des Abschieds.
Wir nehmen die Erinnerung mit und füttern unsere Sehnsucht mit neuer Hoffnung. Mit Bildern und Videos versuchen wir, die Zeit fest zu halten. So kämpfen wir gegen die Traurigkeit und fühlen uns stark wie Don Quijote.
Auf ein Wiedersehen, Wiederhören, Wiederlesen in Deutschland!
Marjorie und Jörg
An die Vagabunden wider Willen, Spezialisten des Abschieds:
Oft wünsche ich mir
wild
dem Storch gleich
das Meer unter mir
gleiten zu lassen.
Oft wünsche ich mir
diese globale Welt zu verkleinern
das Wesentliche in mir
gleichzeitig greifen zu können
die theoretischen Möglichkeiten
auf das Wirkbare zu beschränken.
Denn das Glück
das in der Ferne gesucht und gefunden wird
baut viele Brücken
aber fliegen kann es nicht
wie der Storch
dem Nest entgegen.
Ein wunderschöner Text vom Opa 🙂 zum unvermeidlichen Abschied