Während ich meinen zweiten Morgenkaffee geniese und verträumt in die weiße Winterlandschaft im Garten starre, sehe ich plötzlich, wie sich ein Fleck, der noch etwas weißer als der Schnee ist, im Zickzack durch den Garten bewegt. Es ist ein Schneehase!
Heute Morgen hatte es -18°C. Schaut euch noch einmal das Bild an, wie sich KanadierInnen bei den verschiedenen Temperaturen kleiden. Nur für für einen Deutschen, der im Winter noch nie in Kanada war, hat das Bild wahrscheinlich einen humoristischen Wert. Für einen Kanadier ist es wahrscheinlich nicht sehr witzig.
Was mich betrifft, so hatte ich die letzten Tage gleich zweimal Gelegenheit, mein Urteil der Realität anzupassen. Heute Morgen wollte mein zehnjähriger Enkelsohn, den ich immer zur Bushaltestelle begleite partout nicht seine Mütze aufsetzen. Es hätte ja „nur“ -16°C, belehrte er mich. Vor ein paar Tagen sah ich um die Mittagszeit eine junge Frau (so zwischen 18 und 22) mit freiem Bauch und nackigen Beinen, die in kniehohen Stiefeln staken, an einer Bushaltestelle warten. Diese kleinen halboffenen Bushäuschen aus Glas boten zwar etwas Schutz vor dem Wind, aber ich konnte dennoch vor Staunen den Blick nicht wenden.
Eine weitere Unsitte hat mir neulich einen gehörigen Schreck eingejagt. Ich laufe in aller Frühe bei Eisestemperaturen an einem dieser kleinen Trucks vorbei. Plötzlich springt der Motor an. Was war ich erschrocken! Per Fernbedienung schalten die Leute den Motor an und damit auch die Heizung, bevor sie dann zum Auto rausgehen. Auch auf den Parkplätzen der Shoppingcenter laufen die Motoren.
Hier in Edmonton verlaufen die Straßen fast alle rechtwinklig. Zwischen der Rückseite der Häuserreihen verlaufen die sogenannten back alleys. Das sind Versorgungsstraßen, meist nicht geteert. Über die Gärten gelangt man dann meist zum Hintereingang der Häuser. Als meine Frau und ich eines Abends durch so eine back alley nach Hause liefen, rochen wir Feuer. Das beunruhigte uns zunächst ein wenig. Denn bei den vielen Holzhäusern ist Feuer immer ein ernstes Thema. Als der Geruch immer stärker wurde, sahen wir die Ursache. Ein paar -na sagen wir-verwegen aussehende Typen hatten im Garten ein Feuer gemacht. Jeder dieser bärtigen Holzfällertypen hatte ein Bier in der Hand und trug lautstark zur Diskussion bei. Zwei von den Typen in T-Shirts und ein paar Schlabberhosen, die wie Schlafanzüge aussahen. Und das bei zirka 10 Grad MINUS.