Platz drei in Berlin

Einige von euch werden sich jetzt wundern. Ein wenig wundere ich mich auch selbst: Seit dem Jahresanfang bin ich zurück an meiner alten Schule, der Gewerbeschule Lörrach. Warum?

Nein nicht des schnöden Mammons wegen, ich mache es ehrenamtlich. Und wie so oft im Leben half der Zufall. In Kanada habe ich mit meinem zehnjährigen Enkelsohn einen Roboterwettbewerb besucht. Dort konnte ich erste Kontakte zu der amerikanischen Firma VEX knüpfen. Ein paar Monate später eröffnete VEX eine Vertriebsfirma in Deutschland, an die ich sofort einen „Bettelbrief“ schrieb. Dann kam eines zum anderen. Die Aussicht, dass ich für „meine alte Schule“ etwas tun konnte, motivierte mich und mündete in der Schenkung zweier Roboterbausätze an die Gewerbeschule Lörrach.

Mein Freund Werner Gempler und ich haben intensiv mit den Schülern gearbeitet, denn die Zeit für Zusammenbau und Programmierung war sehr knapp bemessen. Dass es dann sogar an der TU Berlin für vordere Plätze gereicht hat, war nicht nur für die Schüler Grund zum Jubel.

Drei Gefühle bleiben mir:
1) Es hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht. Es ist nur ein klein wenig Koketterie, wenn ich sage, dass ich die jungen Leute zwischen 16 und 26 vermisse. Dass ich von jungen Menschen trotz meines Alters immer noch so akzeptiert werde, war ein zu tiefst befriedigendes Gefühl für mich. Meine Nervosität am Spielfeldrand wurde von den Schülern nicht negativ ausgelegt – im Gegenteil – sie konnten „den Opa“ beruhigen! 😉

2) Liegt in der einen Waagschale die Begeisterung, dann muss ich in die andere die Ernüchterung legen. Ich kam geistig, seelisch und körperlich mehr als einmal an meine Grenzen. Das war kein schönes Gefühl. Manchmal war es schmerzlich. Ich will ehrlich sein: Älter werden ist nichts für Feiglinge. 😉

3) Ein ziemliches Glücksgefühl ist der Erkenntnis geschuldet, dass eine Freundschaft von gemeinsamen Aktivitäten lebt. Zusammen etwas tun ist dabei das stärkste Element. Mit und für junge Menschen zu arbeiten, gibt dem ganzen einen besonderen Sinn. Insofern war das gemeinsame Projekt mit Werner Gempler eine der befriedigendsten Tätigkeiten seit meiner Pensionierung. Meine Freundschaft mit ihm reicht weit in mein Berufsleben zurück. Ich habe in meiner Laufbahn keinen Lehrer getroffen, bei dem Fachkompetenz und Akzeptanz durch die Schüler eine so glückliche Mischung bilden. (Sorry Werner, ist Gesülze in deinen Ohren, aber da musst du jetzt durch *schmunzel*)

Dieser Blog hier ist keine Plattform für Schulpolitik. Aber ein ganz kurzes Resümee will ich doch versuchen:
Die Jugend ist nicht schlechter geworden. Ganz und gar nicht. Aber die schulische Situation insgesamt ist deutlich schwieriger als zu meiner Zeit. Da kämpft ein einsamer Abteilungsleiter an tausend Fronten und kommt mir manchmal vor wie Don Quijote. Seine einzige Hilfe – direkt über ihm eine tolle Frau als Schulleiterin.

So liebe Leute, jetzt hoffe ich, dass ich euch nicht zu sehr gelangweilt habe. Das nächste Mal kommt wieder etwas zum Thema Reisen. Versprochen. Ich bin doch pensioniert! 😉

Hier noch die Links:

Die Zäpfle – Lörrach trumpft in Berlin auf

Badische Zeitung: Platz drei in Berlin

4 Gedanken zu „Platz drei in Berlin“

  1. Finde ich grosssartig, dass du dich ehrenamtlich mit Freude und Unternehmungsgeist selbst den Jungen noch was beibringen kannst.
    Liebe Grüße
    Gerti

  2. Schön, dass dir der ‚Wiedereinstieg‘ so viel Freude bereitet hat. Wer rastet, der rostet!
    Wer weiß, was noch kommen mag…
    Dir und deiner Familie wünsche ich ein kunterbuntes Osterfest.

    Herzliche Grüße aus dem hohen Norden
    Sabine

  3. Gratulation, Jörg. Absolut super! Ich finde deine Einstellung gegenüber Kindern und Jugendlichen einfach nur klasse, und ebenso dein Engagement für die jüngere Generation :-)))

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