Eine Liebeserklärung
Liebe Marjorie,
wegen deiner Schönheit, deiner Intelligenz, deiner Umsicht, deiner Toleranz, deinem Verständnis für andere, deiner ruhigen Art – und ja- deinem Liebreiz sollte eigentlich der halbe Globus wissen, dass am 9. Mai 1950 eine außergewöhnliche Frau in diese Welt geboren wurde. Dass dem nicht so ist, hat mit deiner Bescheidenheit zu tun, die alle oben erwähnten Eigenschaften noch übertrifft. Abgesehen davon, dass es nie dein Ziel war, irgendjemandem zu imponieren. Noch immer fasziniert mich, wie offen und freundlich du auf Leute zugehst, wo immer und wann immer du sie triffst. und wie zugewandt die Menschen dir begegnen.
Nach fast fünfzig Ehejahren weiß ich, dass du es überhaupt nicht magst, wenn ich dich auf die Bühne zerre. Dennoch wollte ich die halbe Welt zu uns einladen, damit die Menschen, die dich mögen, dir gratulieren und mit uns feiern können.
Aber die Zeiten sind anders. So schmerzhaft anders. Deine Kinder und Enkelkinder aus Kanada dürfen nicht zu dir fliegen. Auch Freunde können wir nicht einladen. So schön, dass wenigstens unsere Jüngste mit ihrer Familie in der Nähe wohnt! So lieb von ihr, dass sie für uns einkaufen geht! So müssen wir außer für unsere Spaziergänge die Wohnung nicht verlassen. Dennoch ist es hart, wenn sie mit ihrem Mann und dem halbjährigen Enkelsohn vor unserer Tür stehen bleiben müssen, und der Kleine dir aus zwei Meter Entfernung seine Ärmchen entgegenstreckt.
Also musst du wieder einmal mit mir vorliebnehmen, obwohl du doch inzwischen eine große Familie hast. 😉 Also schwänzle wieder einmal nur ich um dich herum, denn Zentrum bleibst du, nicht nur für die ganze Familie, sondern auch für mich. 😉
Aber hey Mädel, das schaffst du! Auf der Panamericana hast du es fünf Jahre in einem kleinen Geländewagen mit mir ausgehalten. Dafür erneuere ich mein Versprechen, für dich den Rasen mit der Nagelschere zu schneiden. Bei dem bisschen Schnittlauch im Balkonkasten werde ich das auch als Tattergreis hinbekommen. 😉
Zum Schluss noch zum „Thema Geburtstagsgeschenk“. Monatelang war deine Antwort „Nichts“. Als ich das letzte Mal fragte, hast du geantwortet: „Ein Gedicht.“ Das hat mich in Nöte gebracht. 😉 Wie du sehen kannst, stammt der letzte Eintrag auf meinem Lyrikblog „traumtuch.blogspot.com“ vom Februar 2018. Eine große Leere im Blog – und in mir. ;-( In solchen Momenten wünsche ich mir, ich wäre Goethe oder Schiller oder einer der namenlosen Minnesänger aus dem Mittelalter. 😉
Ich bin durchaus zuversichtlich, dass ich eines Tages wieder schreiben kann. Aber „auf die Schnelle“ habe ich jetzt als „Notlösung“ 😉 ein zehn Jahre altes Gedicht aus dem Archiv geholt.
Jedes Wort meine ich noch ganz genauso. Ich könnte es heute nicht besser sagen. Hier mein „Geschenk“ für dich. Happy birthday, Liebste!