Im Baltikum
Drei Länder bilden das Baltikum:
Litauen (LITHUANIA) mit der Hauptstadt VILNIUS,
Lettland (LATVIA) mit der Hauptstadt RIGA,
Estland (ESTONIA) mit der Hauptstadt TALLINN..
Da wir nicht zwei Mal durch Polen wollten, haben wir die Fähre von Kiel nach Klaipeda genommen. Das Schiff legt um 20:00 Uhr ab und erreicht Litauen am nächsten Tag um 16:00 Uhr. Wir haben eine Kabine genommen und sehr gut geschlafen. Das Frühstück war in Ordnung. Wir können diese Verbindung empfehlen. Das Schiff wird hauptsächlich von LKWs benutzt. Die PKWs waren deutlich in der Minderheit. Aber wir haben auch einige Fahrradfahrer getroffen, die für ein paar Tage Touren in Litauen machen wollten.
„Kilometerlange menschenleere Ostseestrände“ stand im Reiseführer. An Wochenenden stimmt das nicht ganz, aber sonst waren wir oft allein und genossen die Einsamkeit. Für Jörg hätte es richtig romantisch werden können, hätte Marjorie nicht ständig nach Bernstein geschielt.
Die Natur als Künstler.
Was Menschen schaffen, ist manchmal durchaus auch beeindruckend, aber eben vergänglich.
Jeden zweiten Abend gingen wir in unser Stammlokal. Nein nicht nur, weil das so eine schöne Wand hatte. Das Essen war schmackhaft und preiswert. Und das schlechte Englisch machte die Bedienung durch Freundlichkeit wieder wett.
Nach dem wir über eine Woche an der Ostsee relaxed hatten, zogen es uns ins Landesinnere. Da stießen wir auf solche Bilder:
Ausgedehnte Wälder mit uralten Bäumen wechselten sich ab mit goldgelben Getreidefälder. Es war Erntezeit. Überall waren riesige Mähdrescher im Einsatz.
Was uns immer wieder zu Fotostops und manchmal auch zu abrupten Bremsmanövern brachte, waren die versteckten kleinen Gehöfte, Burgruinen oder der ungezählte Blumenschmuck vor den Häusern.
Der junge Staat Litauen hat viele geschichtsträchtige Orte, die im Reiseführer zu finden sind. In diesen Notizen hier wollen wir aufschreiben, was uns persönlich sehr beeindruckt hat. Der mystische Garten des Vilius Orvydas gehört zweifellos dazu.
Die Sowjets versuchten ein paar Mal den Garten zu zerstören, den sie selbst sozusagen „verursacht“ hatten – und zwar durch die Verordnung, dass alle Grabsteine von den Gräbern zu entfernen seien. Die Leute brachten sie zum Bildhauer Kazys Orvydas.
Hier noch zwei Bilder von uns – das eine ganz aktuell …
das andere zeigt, wie wir in 1000 Jahren aussehen.
Irgendwann befanden wir uns in Lettland, ohne eine Grenze bemerkt zu haben. Die verfallene Halle ein paar Kilometer vorher war offensichtlich einmal eine Grenzstation gewesen. Zwischen den drei baltischen Staaten gibt es keine Grenze. Sehr wohl allerdings Unterschiede in den Sprachen. Die Leute von Litauen und Estland können sich so einigermaßen verstehen. Das Estnische hingegen ist mit dem Finnischen verwandt.
Unser erster Besuch in Lettland galt Rundale. Ein Muss für jeden Touristen. Dieses Schloss wird auch Versailles des Nordens genannt. Vielleicht haben wir deshalb so viele fränzösische Gruppen angetroffen.
Uns hat es im Schlosspark am besten gefallen. Breite Kieswege, gepflegte hecken, üppiger Blumenschmuck, ein gemütliches Café und immer wieder wunderbare Blicke auf das Schloss.
Riga ist für Marjorie schon beinah ein magischer Name. Von hier hat 1911 ihr Großvater ein Schiff nach Kanada bestiegen. Weil die Großmutter schwanger war konnte sie nicht mit. Sie folgte ihm zwei Jahre später mit ihrem kleinen Jungen. Marjorie wundert sich noch heute, dass die „Granny“ ihren Opa damals in dem großen Kanada gefunden hat.
Wir machten eine Führung zu Fuß mit. Zwei Stunden ging es kreuz und quer durch die Altstadt. Unser Guide war ein Deutscher, der 1936 (!) in Lettland geboren war. Ein immenses Wissen mischte sich bei diesem älteren Herren mit einer guten Portion Humor. Riga ist eine sehenswerte Stadt mit einer großartigen Wiederaufbauleistung, wenn man bedenkt, dass bis auf 10% alles zerstört war.
Allen Lettland-Reisenden möchten wir den Gaujas-Nationalpark ans Herz legen, wo wir uns auf dem sehr zu empfehlenden Campingplatz Apalkalns von der anstrengenden Stadtbesichtigung erholten. Cesis ist für uns der schönste Ort in diesem Park. Im „Black Swan Café“ haben wir einen vorzüglichen Cappuccino genossen. Ein paar Türen weiter haben wir Brot gekauft. Der „Bäcker“ war einst IT-Fachmann und hat als Manager viel Geld verdient. Seine Brote waren köstlich und die Stories, die er uns zum besten gab, spannend wie ein Krimi.
Tallinn ist die Hauptstadt von Estland und Weltkulturerbe. Wir waren überwältigt von der Größe und Schönheit dieser Stadt. Was uns besonders auffiel, war die Sauberkeit in diesem Land. Wo auch immer man hinkommt, es gibt keinen Müll. Selbst am Bahnhof war es sauber. Die Leute sind sehr zurückhaltend, aber nicht unfreundlich.
Saaremaa ist die größte der estnischen Inseln. Weil sie während der Sowjetzeit Sperrgebiet war, blieb die Natur sich selbst überlassen. Hier haben wir das einzige Wildtier gesehen, einen Fuchs neben der Straße, der neugierig zu uns emporblickte, als wir vorbeirauschten.
Man sagt, dass es auf dieser Insel mehr Elche gibt als Menschen. Nach den vielen Verkehrschildern zu urteilen, die einen kapitalen Elch zeigen, wird das schon stimmen, dachte ich und fuhr etwas langsamer als sonst.
Knapp die Hälfte der Bewohner lebt in der Hauptstadt Kuressaare, wo wir aber nur durchfuhren. Unser Ziel war die Arensburg am Stadtrand. Sie stammt aus der Zeit des Deutschen Ordens auf Saaremaa. Die Burg aus dem vierzehnten Jahrhundert war der Sitz der Fürstbischöfe von Riga. Im Museum ist die wechselvolle Geschichte dokumentiert. Besonders die jüngere Geschichte mit seinen brutalen Kriegen ist bis ins Detaill dokumentiert und lies ein beklemmendes Gefühl in uns zurück.
Weil wir „Terminprobleme“ hatten (so was gibt’s auch bei Rentnern!) machten wir uns auf den Rückweg. Zügig ging es schnurstracks nach Süden. Unser Ziel war Vilnius, die Hauptstadt von Litauen. Hier gibt es jede Menge Kirchen. Am beeindruckendsten fanden wir den „litauischen Campanile“. Der frei stehende Turm gehört zur katholischen Basilika und war ursprünglich als Wehrturm gebaut. Es sei hier noch verraten: „Young chick“ erklomm den Turm, während „old crow“ sich auf einer Bank ausruhte.
Wie schon zuvor in Riga und Tallinn buchten wir auch in Vilnius eine geführte Tour zu Fuß. Wir finden das die beste Methode, eine Stadt kennen zu lernen. Weil wir eine Weile vor dem Rathaus warten mussten, hatten wir Zeit den gewaltigen Kranausleger zu beobachten. An dem Seil hing ein kompettes Restaurant. Die Leute saßen mit Regenkleidung versehen in luftiger Höhe und speißten an einem Tisch, der nur von einem kleinen Dach bedeckt war. Und das zu heißen Rythmen, die machmal von Windböen übertönt wurden. Verrückt.
Wenn wir schon mal im Staat Litauen sind, mussten wir natürlich auch die „Freie Republik Uzupis“ besuchen. In Sowjetzeiten das gefährlichste Viertel von Vilnius, heute ein Touristenmagnet. Genau studiert haben wir die „Verfassung“, die in knapper Form, aber in vielen Sprachen an die Wand gepinselt ist. Wir lasen Sätze wie:
„Jeder Mensch hat das Recht zu sterben, aber das ist keine Pflicht.“ oder „Jeder Mensch hat das Recht, einzigartig zu sein.“ oder „Jeder Mensch ist für seine Freiheit verantwortlich.“
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